Reihe Sprache und Literatur - Vortrag in italienischer Sprache
Prof. Giuseppe Paternostro (Università degli Studi di Palermo)
"Glielo dico perché non ci sente nessuno". La narrazione autobiografica fra scritto e parlato nell'Atlante Linguistico della Sicilia e nell'Archivo Siciliano di Scritture Popolari
Einführung und Moderation: Dr. Marta Lupica Spagnolo (Universität Potsdam)
Das Thema des Vortrags ist die Rolle der Erzählung als Instrument zur Reflexion individueller Erfahrungen und Lebenswege und gleichzeitig als Darstellung der Konstruktionsprozesse persönlicher und kollektiver Identitäten. In dieser Perspektive werden die Daten aus den mündlichen Interviews des Abschnitts über die soziolinguistischen Variationen des Atlante Linguistico della Sicilia (ALS) und des neu eingerichteten Archivio Siciliano delle Scritture Popolari (ASSP) vorgestellt und diskutiert.
Im ersten Teil des Vortrags werden die Begriffe “Erzählung” und “Identität“ unter besonderer Berücksichtigung der Beziehung zwischen ihnen kurz erörtert, auch durch einen Überblick über die Hauptstudienbereiche zu diesem Thema.
Im zweiten Teil konzentrieren wir uns auf die Daten, die aus den ALS- und ASSP-Korpora hervorgehen (das Letzte befindet sich in der ersten Bauphase). Besonderes Augenmerk wird auf die methodischen Aspekte der Forschung gelegt. In Bezug auf mündliche Daten konzentrieren wir uns insbesondere auf die Interaktion zwischen Interviewer und Interviewten und auf die Beziehung, die zwischen ihnen hergestellt wird. In dieser Perspektive wird beobachtet, wie die Selbsterzählung es ermöglicht, das sogenannte "Beobachterparadoxon" - in Übereinstimmung mit dem, was Labov bereits in seinen Pionierstudien argumentiert hat - zu begrenzen; Bei bestimmten Sprechertypen wird dies zu Fällen führen, in denen sich die Kommunikationssituation fast zu verändern scheint und zu einem echten "vertraulichen Austausch" wird. In Bezug auf das Schreiben wird der Schwerpunkt auf der Tatsache liegen, dass selbst in Personen, deren begrenzte Fähigkeiten mit diesem Medium auch ihre Ausdrucksfähigkeit einschränken sollten, die Selbsterzählung der Schlüssel zum Abbau dieser scheinbar unüberwindbaren Barrieren ist: So erhalten wir Seiten von seltener emotionaler Stärke und von großem dokumentarischem Interesse.
Kurze biografische Anmerkung: Giuseppe Paternostro (Palermo, 1973) ist außerordentlicher Professor für italienische Linguistik an der Università degli Studi di Palermo. Seine Forschungsschwerpunkte bewegen sich zwischen interaktiver Soziolinguistik, Dialektologie und Diskursanalyse.