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Poliphilos Liebeskampftraum – das vielleicht schönste Buch der Welt in deutscher Neuübersetzung

21.05.2025 | 18:00

Er liebt sie – sie erhört ihn aber nicht. Unzählige Romane beginnen so. In Poliphilos Liebeskampftraum sucht der Held seine Geliebte in einem Traum: Er durchwandert dabei eine phantastische Kunst- und Architekturlandschaft mit antiken Ruinen und geheimnisvollen Skulpturen, trifft auf Göttinnen, Fabelwesen, Nymphen, gerät in ein Labyrinth, wird von einem Drachen verfolgt, kommt zum prächtigen Palast einer Königin, die ihn auf seine Liebe hin prüft – und darf tatsächlich mit seiner Polia auf die Liebesinsel Kythera.

Die Erstausgabe der von Francesco Colonna (dem Pseudonym eines bis heute unbekannten Autors) verfassten Hypnerotomachia Poliphili wurde 1499 bei dem legendären Verleger Aldus Manutius in Venedig gedruckt. Größere Beachtung fand der Roman jedoch erst durch Übersetzungen ins Französische (1546) und Englische (1592), die zur Initialzündung eines bald ganz Westeuropa umspannenden Erfolgs mit seiner mysteriösen Aura wurden. Der Einfluss dieses wohl berühmtesten und – zumindest nach Meinung Umberto Ecos – vielleicht schönsten Buchs (nicht nur) der Renaissance war immens. Zahlreiche Bau- und Kunstwerke zitieren mehr oder weniger direkt Abbildungen und Inhalte daraus – so auch Gian Lorenzo Berninis bekannte Elefantenstatue auf der Piazza della Minerva in Rom.

Der ebenso faszinierende wie ungewöhnliche Roman, der den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen bis heute Rätsel aufgibt, stellt auch ein eigentümliches Sprachdenkmal dar: Das Original ist in eigenwilliger Rechtschreibung und Satzbau in einem stark latinisierten Volgare-Italienisch verfasst, in das zahlreiche v.a. griechische Fremdwörter und Wortneubildungen eingestreut sind. 

Rafael Arnolds – Professor für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Rostock – im Berliner Elfenbein Verlag erschienene Neuübersetzung bietet nach 525 Jahren erstmals eine deutsche Fassung der Hypnerotomachia Poliphili, die inhaltlich wie ästhetisch dem Original und seiner einzigartigen Verschränkung von Text und Bild gerecht wird. Überprüfen können Sie dies im Rahmen der Veranstaltung mit eigenen Augen – anhand der beiden Exemplare der Erstausgabe dieses frühen Höhepunkts europäischer Buchgeschichte aus der Inkunabelsammlung der Staatsbibliothek zu Berlin.

Es sprechen: Ingo Držečnik (Elfenbein Verlag), Prof. Dr. Rafael Arnold (Universität Rostock), Prof. Dr. Bernhard Huss (Freie Universität Berlin) und Dr. Falk Eisermann (Staatsbibliothek zu Berlin)

In deutscher Sprache

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Elfenbein Verlag sowie dem Italienzentrum der Freien Universität Berlin.

Zeit & Ort

21.05.2025 | 18:00

Wilhelm-von-Humboldt-Saal,
Staatsbibliothek zu Berlin,
Unter den Linden 8