On Walter Benjamin's Messianism. Vortrag von Prof. Giorgio Agamben (IUAV Venezia)
Einführung: Prof. Dr. Giulio Busi (Freie Universität Berlin)
In englischer Sprache
In Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Berlin im Rahmen der Reihe DediKa 2019 - Giorgio Agamben
Der international renommierte, italienische Philosoph Giorgio Agamben widmet sich in diesem Vortrag einem seiner wichtigsten intellektuellen Vorbilder: dem deutschen Autor und Kulturkritiker Walter Benjamin. Agamben hat nicht nur für den Verlag Einaudi 1978 eine italienische Ausgabe von Benjamins Werk ediert, sondern auch 1981 in der Bibliothèque nationale de France ein verschollen geglaubtes Konvolut von Benjamins Schriften wiederentdeckt, die für dessen weitere Rezeption maßgeblich werden sollten.
Darüber hinaus hat sich Agamben methodisch an Benjamin orientiert. In seinem Autoritratto nello Studio schreibt er, die „Fähigkeit, etwas, was [mich] interessiert, aus seinem historischen Kontext zu extrahieren und diesem zu entwinden, um so wieder zu Leben zu erwecken und wirksam für die Gegenwart zu machen“, habe er Benjamin zu verdanken. In diesem Sinne ist Agambens Können, verschiedene Felder und Disziplinen zu betrachten und zu verbinden und dabei Leser*innen zum ständigen Hinterfragen eigener Denkmuster zu bewegen, im Lichte seiner Inspiration durch Benjamin zu lesen.
Prof. Giorgio Agamben geboren 1942 in Rom, leitete mit seinen Forschungen und Arbeiten zu Begriffen wie Ausnahmezustand, Lebens-Form, Homo sacer oder Biopolitik in der politischen Gegenwartsphilosophie zu einer Wende. Sein Werk wurde dementsprechend in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit diskutiert.
Nach seinem Studium der Rechtsphilosophie frequentierte Agamben in den sechziger Jahren in Rom die Kreise um Elsa Morante, Pier Paolo Pasolini und Natalia Ginzburg, sowie auch jene um Ennio Flaiano, Giorgio Bassani und Francesco Rosi. 1966 und 1968 nahm er an zwei Seminaren Martin Heideggers über Heraklit und Hegel in Le Thor statt, die auf Einladung des französischen Dichters René Char zustande kamen. In den siebziger Jahren war er Fellow am Warburg Institute in London und lebte anschließend in Paris, wo er von 1986 bis 1993 das Collège International de Philosophie leitete. Ein neben Benjamin für Agamben wichtiger Denker ist Foucault, insbesondere dessen spätere Philosophie. Giorgio Agamben lehrte an den Universitäten von Macerata, Verona und Venedig sowie in den USA, der Schweiz und Deutschland. Seine Arbeiten reichen von Themen wie Stimme, Sprache und Schrift über Dichtung, Literatur und Kunst bis zu Theologie, Metaphysik und schließlich Gesellschaft, Politik und Recht. Sein Hauptwerk HOMO SACER entstand in den Jahren von 1995 bis 2014 und umfasst neun Bände. 2018 ist beim italienischen Verlag Quodlibet eine alle Teile umfassende, vom Autor betreute Gesamtausgabe erschienen (zuvor eine Ausgabe 2016 auf Französisch und 2017 auf Englisch). Agamben wurde 2013 mit dem Dr.-Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen und 2018 mit dem Premio Nonino „Maestro del nostro tempo“ ausgezeichnet.
Prof. Dr. Giulio Busi ist Professor für Judaistik und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Judaistik an der Freien Universität Berlin sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Italienzentrums an der gleichen Universität. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der jüdischen Mystik und die jüdische Kultur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Busi ist Autor zahlreicher Publikationen, zuletzt über Lorenzo de’Medici (2016), Michelangelo (2017) und Marco Polo (2018).
Zeit & Ort
14.06.2019 | 10:00 c.t.
Freie Universität Berlin, Fabeckstr. 23-25, Raum -1.2009 (Holzlaube)