Su alcune letture visive dei Fragmenta. Vortrag von Prof. Andrea Torre (Scuola Normale Superiore, Pisa)
Einführung: Prof. Dr. Bernhard Huss (Direktor des Italienzentrums der Freien Universität Berlin)
In italienischer Sprache
Die Rerum Vulgarium Fragmenta waren von jeher eine reiche Quelle für Embleme und Impresen. Dies lässt sich auf die innig-symbolische Natur von Petrarcas Sprache zurückführen, auf die darstellerische Dichte poetischer Vorstellung, die das persönliche Erleben des lyrischen Ich zu einem Paradigma transponiert und damit die Dichterrede für bildhafte Konzeptionen verfügbar macht, die Strophe zum Bild werden lässt. Petrarcas Sprache lieferte so der Vorstellungskraft seiner Leser in der damaligen Zeit potenzielle Sinnbilder, die in unterschiedlichsten künstlerischen Ausdrucksformen ihren Niederschlag fanden. Im Vortrag soll anhand von Illustrationen der Kodizes und Drucke des Canzoniere sowie Emblemen, Impresen und Kunstwerken des 16. und 17. Jahrhunderts der semantische Knotenpunkt zwischen Wort und Bild herausgearbeitet und so die Rezeption von Petrarcas Text als eine fortwährende Transkodifizierung darstellbar werden. Unsere Lektüre soll aus dem Canzoniere – den Rerum Vulgarium Fragmenta – das fragmentum extrapolieren, das den expressiven Bedürfnissen der Emblematik entspricht und das von dieser in ein Bedeutungssystem gestellt wird, welches über die Erzählung von Petrarcas Versen hinausgeht, gleichzeitig aber auch in engem Dialog damit bleibt. Indem wir beobachten, wie einzelne Textkomponenten und ihre Bezüge untereinander verstanden, interpretiert und später von der textlichen in bildhafte Kodierung übertragen wurden, versuchen wir, eine weitere Perspektive auf Petrarcas Dichtung zu rekonstruieren – und somit unseren Analyseschwerpunkt von der Forschung über die Rezeption auf eine Forschung durch die Rezeption des Werkes zu verschieben. Der poetische Hypotext Petrarcas ist tatsächlich sowohl die Basis des kreativen Impulses, der den Schöpfer symbolischer Formen antreibt, als auch der hermeneutische Schlüssel für die Interpretation dieser symbolischen Formen durch den Leser. Der emblematische Hypotext wiederum ist zum einen autonome Schöpfung, zum anderen aber auch eine Exegese des fragmentum Petrarcas – und beide sind das Werk eines Individuums, das zugleich Autor und Leser ist.
Zeit & Ort
15.01.2020 | 10:00 c.t.
Ort: Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, Raum J 27/14