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Dr. Daniela Hahn

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Performing Landscapes. Ökologien des Theaters im Spannungsfeld von zeitgenössischer Performance und bildender Kunst (Arbeitstitel)

Postdoktorandin

 

 

Performing Landscapes. Ökologien des Theaters im Spannungsfeld von zeitgenössischer Performance und bildender Kunst (Arbeitstitel)

 

Dieses Projekt geht zum einen von der Beobachtung aus, dass in künstlerischen Praktiken seit den 1960er Jahren die Relationen von Menschen, Tieren und Naturen in experimentellen Settings und futurologischen Szenarien auf neuartige Weise ausgelotet wird. Zum anderen zeichnet sich in den environmental studies gegenwärtig eine Erweiterung des Verständnisses von Ökologie durch eine kulturwissenschaftliche und wissensgeschichtliche Perspektivierung des Verhältnisses von Mensch, Umwelt und Klima ab. Das Forschungsprojekt knüpft an diese Beobachtungen an, indem es jene Seiten zeitgenössischer Performance-Kunst in den Blick zu nehmen sucht, in denen Mensch-Natur-Ver­hältnisse sowie deren Repräsentationen und Wissensordnungen grundlegenden Erprobungen und Verschiebungen ausgesetzt werden.

Von hier ausgehend zielt das Forschungsprojekt darauf, ›Landschaft‹ als ästhetischen sowie epistemischen Begriff aus theaterwissenschaftlicher Sicht neu zu befragen und für die Analyse zeitgenössischer Performances produktiv zu machen. Dabei gilt es, den romantisch konnotierten Begriff der Landschaft als einem arkadischen Naturschönen, in der sich der moderne Mensch schauend zu einem harmonischen und göttlich durchwalteten Weltganzen ins Verhältnis setzt, einer kritischen Revision zu unterziehen. Das Projekt geht vielmehr von der Hypothese aus, dass ›Landschaft‹ durch kulturelle Praktiken hervorgebracht und deshalb nicht einfach ›da‹ und vor Augen, sondern immer schon performed ist und in Performances angeeignet, reflektiert und verwandelt werden kann. In diesem Sinne soll Landschaft als etwas Prozessuales, als geformtes und performtes Ensemble – visuell, akustisch und haptisch – begriffen werden, anhand dessen Ausformungen die Artefakthaftigkeit der Natur sowie die Naturbezüge künstlerischer Praktiken fokussiert werden können.

Hatte Gertrude Stein – inspiriert von der Landschaftsmalerei – in einem Essay ihre plays metaphorisch als Landschaften bezeichnet, in denen Sprache wesentlich aus Naturprozessen hervorgeht, soll in diesem Projekt der Blick über die Sprache hinaus auf die Materialitäten der Landschaft erweitert werden. Die besondere Attraktivität des Landschaftsbegriffs im Kontext einer theaterwissenschaftlichen Analyse ist darin zu sehen, dass sich das ästhetische Konzept der Landschaft in der Entstehungsphase der neuzeitlichen Naturwissenschaften unter Bezug auf eine Neufassung der antiken Theoria – als anschauende Betrachtung – entfaltet, von dem auch das Wort ›Theater‹ etymologisch hergeleitet werden kann. Die Verbindung von Theater, Ästhetik und Naturwissenschaft gilt es in Hinsicht auf den kunsthistorischen Begriff der ›Landschaft‹ zu sondieren, um aufzuzeigen, inwiefern Landschaften nicht nur auf Wahrnehmungstheorien verweisen, sondern auch ein spezifisches Wissen von Natur verkörpern.

Zu diesem Zweck sollen mithilfe eines interdisziplinären Ansatzes, der performance studies, politische Ökologie und neuere wissensgeschichtliche Forschung verbindet, unterschiedliche Szenarien der Überkreuzung von Künsten und Ökologien analysiert werden. Das Projekt greift dabei auf Bonnie Marrancas Vorschlag der »Ökologien des Theaters« zurück, um diesen als Analysehorizont für zeitgenössische Performances zu qualifizieren – nicht ohne ihre Rückführung der Ökologie auf die Vorstellung der Landschaft, als Anschauung und Lesbarkeit eines Weltganzen im Sinne des theatrum mundi, sowie die Textbezogenheit ihres Ansatzes und das ihm zugrunde liegende metaphorische Verständnis von ›Landschaft‹ zu hinterfragen. Den Hintergrund dieser Auseinandersetzung bilden dabei aktuelle wissenschaftshistorische Diskurse, die darauf gerichtet sind, die Geschichte der Wissenschaften vom Menschen als ökologische Wissensgeschichte zu entwerfen.