Michael Rottmann
Michael Rottmann
E-Mail: rottmann [at] schriftbildlichkeit.de
Dissertationsvorhaben
"Mathematische Medien in der bildenden Kunst der 1960/70er Jahre"
Projektbeschreibung
Die Werke der Künstlerinnen Hanne Darboven und Ruth Vollmer, sowie der Künstler Mel Bochner, Donald Judd und Sol LeWitt aus dem Umfeld der amerikanischen Minimal Art beziehungsweise der Conceptual Art der 1960/70er-Jahre lassen deutlich eine intensive Auseinandersetzung mit den „Schriften“, Bildwelten und Konzepten der Mathematik erkennen. Damit stehen diese Künstler des „New Yorker-Kreises“ exemplarisch für die Vorgehensweise der Rezeption mathematischer Medien wie beispielsweise des Kalküls, der Diagramme oder den Visualisierungen in der bildenden Kunst.
Mit der substantiellen Untersuchung der Vorgänge vor der Folie dieses speziellen Aspektes in den Oeuvres der genannten Künstler und der konzentrierten Darstellung des Gesamtphänomens im New York der 1960er Jahre, soll mit dem kunsthistorischen Dissertationsprojekt eine bestehende Forschungslücke geschlossen werden. Dafür sollen mehrere Leitlinien verfolgt werden.
Eine davon ist die Beschreibung der unterschiedlichen Strategien und Intentionen der Künstler bei der Beschäftigung mit den mathematischen Medien: Die Befragung der Funktionsweise von Kunst und deren nun veränderten (auch objektivierten) Produktions- und Wahrnehmungsprozessen, so steht beispielsweise das Auffinden neuer Formen in der visuellen Kultur der Mathematik als Gegenstück zum Spiel mit selbst gesetzten (auch restriktiven) Systemen. Die Thematisierung der Funktions- und Wirkungsweise von mathematischen Medien wie beispielsweise die Erzeugung von Bedeutung, den spezifischen Eigenschaften und Differenzen von mathematischen „Schrift-“ und Bildmedien, gerade auch in epistemischen Prozessen. Das Aufzeigen der kulturellen Bedingtheit dieser originär wissenschaftlichen Medien, die insbesondere auch bei der Rekontextualisierung im System Kunst zu beobachten ist.
Eine andere Linie ist die Herausarbeitung einer hypothetisch spezifischen Rolle der mathematischen Medien im New Yorker Kreis und damit verbunden die Abgrenzung von zeitgleichen oder früheren und ebenfalls mathematik-affinen Kunstströmungen wie der konkreten Kunst, sowie der frühen Computerkunst, ausgehend von den Kunstwerken, aber auch durch die kritische Sichtung von Selbstäußerungen, der zeitgenössischen Kritik und anderen Quellen.
Eine Anbindung der Vorgänge an die Mathematikgeschichte, sowie eine kulturhistorische Einbettung sollen die Arbeit abrunden.
Curriculum Vitae
Seit 10/2008 |
Promotions-Stipendiat des Graduiertenkollegs Schriftbildlichkeit an der Freien Universität Berlin |
06/2008 – 09/2008 |
Gastforscher an der TU – Technische Universität Wien |
10/2007 – 04/2008 |
kuratorischer Assistent der Ausstellung Genau und anders am MuMOK – Museum für Moderne Kunst Stiftung Ludwig Wien |
09/2007 |
Teilnehmer an der Summerschool von Eikones an der Universität Basel (2007) - Modul Artefakte. Bilder am Rande der Wissenschaft Forschungsaufenthalt in den USA (New York City, Washington D.C., Marfa/Texas) als Stipendiat des DAAD |
03/2007 – 09/2008 |
Studienaufenthalt bei Professorin Gabriele Werner an der Universität für Angewandte Künste in Österreich (Wien) – 6 Monate als Stipendiat des DAAD |
10/2006 – 10/2007 |
Stipendiat der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg als Doktorand der Kunstwissenschaft |
10/2004 – 3/2007 |
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mathematik und Informatik PH – Pädagogische Hochschule Ludwigsburg |
2004 |
Staatsexamen im Hauptfach Mathematik (Universität Stuttgart) |
2002 |
Staatsexamen im Hauptfach Kunsterziehung (Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart) - Abschlussarbeit analoge und digitale Bilder Praxisstudent in der Gruppe FV/PLE der Robert Bosch GmbH Schwieberdingen |
1994 |
Ausbildung zum DV-Kaufmann (IHK) |
Publikationsliste
Aufsätze
2010 |
Forme matematiche: dalla formula alla forma nello spazio. La matematica nell´opera di Donald Judd e Ruth Vollmer, in: Michele Emmer (Hg.), Matematica e cultura 2010, Springer Verlag, Berlin 2010, S.89-105. |
2009 |
Rewind 1960s. Zur Vorgeschichte der Visual Music und des VJings, in: Ausstellungskatalog: Sound:Frame Festival 2009. Evolution Remixed! Theory, Czernin Verlag, Wien 2009, S.14-21 |
2008 |
Zur Objektivität in der bildenden Kunst der 1960er-Jahre. Mathematische Medien als Produktionsfaktoren in der Minimal- und Concept Art und der frühen Computerkunst, in: Internationale Mathematische Nachrichten, Mitteilungen der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft, Nr. 207, Wien, S.7-30.
|
2007 |
Das digitale Bild als Visualisierungsstrategie der Mathematik, in: Ingeborg Reichle, Steffen Siegel, Achim Spelten (Hg.), Verwandte Bilder. Die Fragen der Bildwissenschaft, Kadmos Verlag, Berlin, S.281-296. |
Rezensionen
2007 |
Ausgerechnet...Mathematik und konkrete Kunst, in: Katja Lengnink (Hg.), GDM-Mitteilungen, 83/2007, Berlin 2007, S.36-46. |
2006 |
Mathematische Kunst. Max Bill in Stuttgart, gemeinsam mit Gregor Nickel, in: Rainer Schulze-Pillot (Hg.), DMV-Mitteilungen 14-3/2006, Berlin 2006, S.150-159. |