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André Reichert

André Reichert

 

E-Mail: reichert [at] schriftbildlichkeit.de

 

Forschungsvorhaben

"Was sind Denkfiguren? Figurationen unbegrifflichen Denkens in Argumentationen, Metaphern und Diagrammen"

 

Projektbeschreibung

Anschließend an meine Dissertation zu den impliziten und expliziten Diagrammen in philosophischenTexten möchte ich die Theorie und Praxis von Denkfiguren jetzt interdisziplinär erforschen, da diese nicht auf die Philosophie begrenzt sind. Einerseits soll eine Theorie der Denkfiguren erarbeitet werden, um den häufig gebrauchten Begriff zu schärfen und ihn als Kategorie wissenschaftlichen Arbeitens fruchtbar zu machen. Andererseits sollen Fallstudien zu Denkfiguren in Argumentationen, Metaphern und Diagrammen aus den unterschiedlichsten Bereichen erarbeitet werden, um so Theorie und Praxis von Denkfiguren in eine produktive Auseinandersetzung zu bringen. Mit den Denkfiguren will ich die schöpferischen Potentiale impliziter Strukturierungen in Argumentationen, Metaphern und Diagrammen nachvollziehen und ihre Differenz bzw. gegenseitige Differenzierung genauer bestimmen. Findet man diese Ebene der kreativen Denkbewegungen wieder, dann können auch wieder neue Formen wissenschaftlichen Erkennens entstehen.

Da der Begriff der Denkfigur verstärkt in neuester Zeit aufgetreten ist, will ich mich vor allem diesem Zeitraum widmen. Hier wird der Begriff selbst verhandelt, es werden in den Geisteswissenschaften jedoch auch neue spezifische Denkfiguren erschaffen – bspw. die Denkfigur des Dritten und seine Wiederholungen in der Denkfigur des Mediums, oder des Diagramms etwa: Während die Figur des Dritten in der Philosophie noch eine Form des Denkens bildet, die eine verfestigte Dichotomie durch unterschiedliche Zwischenformen dynamisiert (z.B. Michel Serres’ Parasit), so wird diese Denkfigur mit Bezug auf Medien mit deren Materialität verbunden (z.B. Sybille Krämers Engel, der zwischen Gott und materialer Welt vermittelt). Das Diagramm bildet schließlich eine weitere Denkfigur des Dritten aus, die durch die Fokussierung auf Räumlichkeitsverhältnisse (z.B. John Benders und MichaelMarrinans Analyse von Diagrammen in Gemälden) neue Weisen des Denkens erschließt. Durch die Analyse verschiedener Denkfiguren soll die Theorie der Denkfigur konkretisiert werden, wenn gefragt wird: Was ist ihr Einsatz? Wie funktioniert sie? Wogegen richtet sie sich? Was bringt sie hervor? Vielleicht lassen sich die Denkfiguren so auch evaluieren.

In der Analyse vorbegrifflicher Figurationen des Denkens in den Geisteswissenschaften will ich nun erstens eine Begrifflichkeit erarbeiten, mit der man implizite Operationen des Denkens systematisieren kann und so eine prozessuale Theorie des Wissens vorschlagen. Zweitens soll ein Ansatz geliefert werden, der nicht nur unterschiedliche geisteswissenschaftliche Disziplinen in einen Dialog bringt, sondern auch das Verhältnis von impliziten Operationen und expliziten, gezeichneten Denkfiguren charakterisiert. Schließlich soll drittens bestimmt werden, welchen Status die Denkfigur hat, indem ich sie in Absetzung vom Begriff, dem Paradigma, dem Topos usw. bestimme. Das Ziel meines Postdoc-Projekts liegt darin, den Begriff der Denkfigur zu schärfen, ihn in einer Theorie geisteswissenschaftlichen Forschens einzubetten und Aussagen über konkrete vorherrschende Denkfiguren in den Geisteswissenschaften und die Möglichkeit neuer Denkfiguren zu treffen. Die Theorie der Denkfiguren soll schließlich Übergänge von Schriftbildlichkeitsforschung, Metapherntheorie und Argumentationstheorie aufzeigen, die bis dato eher unverbunden bleiben. Durch diese Übergänge können neue erkenntnistheoretische und schöpferische Potentiale frei werden, die in den einzelnen Theorien bis dato ungeborgen bleiben.

 

 

Curriculum Vitae

Seit April 2012

Postdoktorand am Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“

10/2008-09/2011

Doktorand am Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ bei Prof. Sybille Krämer und Prof. Ulrich J. Schneider, Titel der Arbeit: „Zu einer Diagrammatik des Denkens. Descartes und Deleuze“

09/2010-12/2010

 

Seit WS 07/08

Visiting Research Fellow am Department for Philosophy in Dundee und Kingston (London) bei Prof. John Mullarkey und Prof. James Williams

Organisation und Leitung von m0m0-Leipzig, zus. mit Konstanze Schwarzwald und Ulrich Johannes Schneider

10/2000-04/2007

Magisterstudium der Fächer Philosophie/ Germanistik/ Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Univerität Leipzig

09/2004-07/2005

Pensionnaire Étranger an der École Normale Supérieure, Paris bei Prof. Frédéric Worms

 

Publikationsliste

 

Herausgeberschaft

 

Herbst 2012

 

Artikel

 

 

 

Nietzsche und die Postmoderne, hg. zus. mit J.d. Salas, U.J. Schneider, erscheint im Leipziger Universitätsverlag

 

 

 

Herbst 2012

 

 

Herbst 2012

Eintrag: „Poststrukturalismus/ Dekonstruktion“, in: Bild und Methode. Theoretische Hintergründe und methodische Verfahren in der Bildwissenschaft, Hg.: Netzwerk Bildphilosophie

„Deleuze und Nietzsche – Übungen in Verrat“, in: Nietzsche und die Postmoderne, Hg.: A. Reichert, J.d. Salas, U.J. Schneider, erscheint im Herbst 2012 im Leipziger Universitätsverlag

2011

„Diagrammatik als Präphilosophie und Metaphysik. Von einer schriftbildlichen Perspektive zu einer Perspektivierung von Schriftbildlichkeit“, in: Sprache und Literatur, Themenheft Schriftbildlichkeit, Hg.: S. Krämer, M. Giertler, 42. Jg. 2011, 2. Hj., Fink, Paderborn

2008

 

2004

 

 

„Widerstehen und Werden“, in: Widerstand Denken. Michel Foucault und die Grenzen der Macht, Hg.: D. Hechler, A. Philipps, Transcript, Bielefeld

„Matrix: System und Anomalie“, zus. mit anderen, in: Dialektik 01/2004, Meiner, Hamburg

Übersetzungen

 

 

2007

Catherine Malabou: „Dialektik und Dekonstruktion: ein neues „Moment““, in: Der französische Hegel, Hg.: U.J. Schneider, Akademie, Berlin

2007

Stéphane Douailler: „Die Eroberung des Inhalts: Orte und Knoten Louis Althussers“, zus. mit U.J. Schneider, in: Der französische Hegel, Hg.: U.J. Schneider, Akademie, Berlin

 

Zeitschrift

 

 

Seit 2006

Gründung und Redaktion der Zeitschrift: „molpé. Zeitschrift für ambulante Metallurgie“, zus. mit Ch. Driesen