Literaturpreisträger Lukas Bärfuss ist Heiner-Müller-Gastprofessor im Sommersemester 2013
News vom 04.03.2013
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss ist mit dem Berliner Literaturpreis 2013 der Stiftung Preußische Seehandlung geehrt worden. Bei der Zeremonie wurde Lukas Bärfuss auf die mit dem Preis verbundene Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin berufen. Die Laudatio hielt der Schweizer Literaturhistoriker Prof. Dr. Peter von Matt. Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis zeichnet Autoren aus, die mit ihrem literarischen Werk in den Gattungen Erzählende und Dramatische Literatur sowie Lyrik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben.
Die Antrittsvorlesung findet im April statt.
Seit 2005 bietet der Preis mit der "Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik" am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin den Preisträgern jeweils im Sommersemester ein Forum für Textarbeit mit Studierenden der Universitäten und Hochschulen in Berlin und Brandenburg. Bisherige Preisträger und Dozenten waren Herta Müller, Durs Grünbein, Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer, Dea Loher, Sibylle Lewitscharoff, Thomas Lehr und Rainald Goetz.
Der Jury des Berliner Literaturpreises 2013 gehören Jens Bisky, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Winfried Menninghaus und Kristin Schulz an. In der Begründung für die Preisvergabe heißt es: "Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss erhält den Berliner Literaturpreis 2013 für sein Werk, in dem die Freaks und Träumer, die Schlafwandler und Fremdlinge den Ton angeben. Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren und lebt als freier Schriftsteller, Dramaturg und Autor von Prosatexten, Hörspielen und Theatertexten in Zürich. Seine Figuren sind geprägt und bewegt von einer Welt, die sie ihrerseits kaum zu beeinflussen vermögen. Dennoch geht von ihnen, ähnlich wie von den Figuren Robert Walsers, eine stille Hartnäckigkeit und ein unmerkliches Nein-Sagen aus. In seinem Ruanda-Buch 'Hundert Tage' nimmt der junge Entwicklungshelfer David Hohl sein Land und die stubenreinen Werte des Westens mit sich nach Afrika und wird, als die Konflikte blutig aufbrechen, zum hilflosen Beobachter einer sich selbst zerstörenden Gesellschaft. In 'Der Bus. (Das Zeug einer Heiligen)' trifft die labile Pilgerin Erika auf eine egomane und geschwätzige Reisegruppe. Sie verstört und bedroht diese Gesellschaft ebenso, wie das geistig behinderte Mädchen Dora in Bärfuss' frühem Erfolgsstück 'Die sexuellen Neurosen unserer Eltern'. Und in seinem jüngsten Stück fallen dem Tagträumer und Gelegenheitsarbeiter Toni '20.000 Seiten' historische Schweiz-Recherche auf den Kopf, deren Inhalt ihn und die erinnerungsunwillige Umgebung hartnäckig begleiten wird. Lukas Bärfuss' Geschichten sind Störfälle. Nicht weil sie Änderungen postulieren, sondern durch ihre Besonderheit, durch das Anderssein ihrer zentralen Figuren."
Quelle: Pressemitteilung der Freien Universität Berlin, Nr. 32/2013