Yann Martel
Samuel Fischer-Gastprofessor im Wintersemester 2002/2003
Der 1963 in Spanien geborene kanadische Autor Yann Martel wurde als Sohn einer Diplomaten- und Schriftstellerfamilie geboren und wuchs u. a. in Costa Rica, Frankreich und Mexiko auf, später unternahm er lange Reisen durch den Iran, die Türkei und Indien.
Nach dem Studium der Philosophie an der Trent University in Peterborough veröffentlichte der als „rising star of the Canadian literary scene“ gefeierte Autor bisher drei Bücher. Während die Kurzgeschichten-Sammlung The Facts Behind the Helsinki Roccamatios, deren Titelgeschichte 1994 verfilmt wurde, und der erste Roman Self, ein Werk mit fremdsprachigen Dialogen in Doppelspalten, bereits übersetzt wurden, liegt der jüngste Roman Life of Pi erst seit kurzem in deutscher Sprache vor. Unter unglaublichen, aber durchaus möglichen Umständen verbringt der Titelheld eine Reise auf hoher See – in einem winzigen Rettungsboot mit einem verwundeten Zebra, einer gescheckten Hyäne, einem seekranken Orang-Utang und einem bengalischen Tiger ...
Auf ebenso mysteriöse Weise fügte sich Yann Martel in die Reihe der Samuel Fischer-Gastprofessoren ein. In einem Interview zu seinem Roman bemerkte er zur zeitgenössischen Literatur, es gebe in ihr kaum eine Auseinandersetzung mit Tieren in Zoos. Scott Bradfield, der im Wintersemester 2000/2001 am Institut für AVL lehrte, beginnt seinen Roman Animal Planet just mit einem Aufstand der Tiere in einem Zoo. Alberto Manguel wiederum, der im Sommersemester 2003 die Nachfolge des Kanadiers als Gastprofessor antrat, äußerte sich zu dessen Roman folgendermaßen: „Those who would believe that the art of fiction is moribund – let them read Yann Martel with astonishment, delight and gratitude“.