"Ausweitung der Kunstzone" Interart Studies - Neue Perspektiven der Kunstwissenschaften
Universitätsvorlesung SoSe 2007, Freie Universität Berlin
Eine Veranstaltung des Internationalen Graduiertenkollegs "InterArt / Interart Studies"
Konzeption: Prof. Dr. Dr. h.c. Erika Fischer-Lichte, Dr. des. Kristiane Hasselmann, Dr. des. Markus Rautzenberg
Ist Karl Heinz Stockhausens Diktum, 9/11 sei das "größte Kunstwerk aller Zeiten", nur eine schier unerträgliche Provokation? Oder bezieht diese Provokation ihre Schlagkraft gerade auch aus dem Umstand, dass der These eine perfide Plausibilität nicht abzusprechen ist? Als Christoph Schlingensief in seiner Aktion "Bitte liebt Österreich" Asylbewerber vor der Wiener Staatsoper in "Big Brother"-Container pferchte und die Passanten im Stil einschlägiger Reality-Shows "voten" ließ, wer abgeschoben und wer bleiben könne, lag das Beunruhigende der Situation nicht so sehr im Affront Schlingensiefs, sondern in der Reaktion der Passanten. Waren diese nicht mehr in der Lage, zwischen künstlerischer Performance, TV-Trash und Realität zu unterscheiden?
Verwirrungen und Vermischungen von Kunst und Lebenswelt sind inzwischen zum Alltag globalisierter Informationsgesellschaften geworden. Dieser Umstand stellt die Kunstwissenschaften vor neue Probleme, denn die methodischen Trennungen der Einzeldisziplinen werden ihren Gegenständen nicht mehr gerecht. Nicht nur die Grenzen von Kunst und Leben sind in Bewegung, sondern auch diejenigen zwischen den Einzelkünsten selbst. Der Begriff "InterArt" setzt an dieser Stelle an, und es wird in der Ringvorlesung an Beispielen aus Film, Theater, bildender Kunst, Musik, Ästhetik und Medientheorie darum gehen, Phänomene der Vermischung und Hybridisierung nicht nur auszuspüren, sondern auch die Frage zu stellen, wie diese Phänomene methodisch und theoretisch adäquat zu beschreiben sind.
Donnerstag, 18.00-20.00 Uhr - Beginn: 19.04.2007 - Hörsaal des Instituts für Theaterwissenschaft - Grunewaldstr. 35 - 12165 Berlin-Steglitz
Programm
19.04. Erika Fischer-Lichte | "Interart Studies - Neue Perspektiven der Kunstwissenschaften." |
26.04. Robert Pfaller | "Schluss mit der Komödie! Das Theater der Psychoanalyse." |
03.05. Yvonne Spielmann | "Audio / Video. Zur offenen Struktur elektronischer Medien." |
10.05. Joachim Fiebach | "Inszenierte Wirklichkeiten - Das Neue und / als das Alte." |
24.05. Gregor Stemmrich | "Gordon Matta-Clarks 'Conical Intersect' (Paris, 1975) - Architektur, Skulptur, Film." Replik: Caroline Philipp |
31.05. Søren Møller Sørensen | "Sound and the Social. Interventionist aesthetics and the social power of sound." Replik: Christa Brüstle |
07.06. Podium I | "Monster und geniale Parasiten. Hybride Energien im Theater der Gegenwart." Mit Stefanie Carp, Matthias Lilienthal, Jonathan Meese, Laurent Chétouane und John Patten Moderation: Kristiane Hasselmann |
14.06. Irmela Schneider | "Inter / Aktiv. Hybridisierung, Agency und Experimente der Medienkunst." Replik: Irina Rajewsky |
21.06. Johannes Odenthal | "Vom Ende der Schonzone. Wie Kunst politisiert wird oder Wie Kulturpolitik neu gedacht werden muss." Replik: Dieter Baumann |
28.06. Robin Curtis | "Immersionseffekte: intermediale Involvierung in Film und digitale Medien." |
05.07. Philip Ursprung | "'Experimentelle Kunst ist niemals tragisch': Kunst und Leben seit den 1960er Jahren." |
12.07. Natascha Adamowsky | "Zwischen Kunst und Spiel. Medienästhetische Betrachtungen multimedialer Umgebungen." |
19.07. Podium II | "Begriffe in Bewegung. Wie können die Kunstwissenschaften den Künsten gerecht werden?" Mit Gabriele Brandstetter, Gertrud Koch, Dieter Mersch und Joseph Vogl Moderation: Markus Rautzenberg |
Informationen zu den Vortragenden als pdf.