The Beauty of Theory
"The Beauty of Theory"
Zur Ästhetik und Affektökonomie von Theorien
Universitätsvorlesung SoSe 2008, Freie Universität Berlin
Eine Veranstaltung des Internationalen Graduiertenkollegs "InterArt"
Konzeption: Prof. Dr. Joachim Küpper, Dr. des. Markus Rautzenberg, Dr. des. Regine Strätling, Dr. Mirjam Schaub
Für Karl Popper war sie „das Netz, das wir auswerfen, um ‚die Welt’ einzufangen, – um sie zu rationalisieren, zu erklären und zu beherrschen.“ Für die einen ist sie Lanze und Schild, für die anderen die graue Maus der Wissenschaft. Liebgewonnene, aber leider nur vorläufige und unbeweisbare Annahmen mit erkennbarem Verfallsdatum; idealerweise ein handliches Denk- und Kulturgut, das Ordnung im Chaos schafft; oder vielleicht doch nur das kleinere Übel, das zur notdürftigen Verständigung dient?
Wovon die Rede ist? Von der Theorie. Natur- und Geisteswissenschaften kennen sie auf je andere Weise, erstere als wechselnde, einander ablösende Paradigmen, deren Leistung „beispiellos genug ist, um eine beständige Gruppe von Anhängern anzuziehen“ und gleichzeitig „offen genug, um der neubestimmten Gruppe von Fachleuten alle möglichen Probleme zur Lösung zu überlassen“ (Thomas Kuhn). Die Geistes- und Kulturwissenschaften dagegen ‘dulden’ sie als sich in mehr oder minder feindlicher Koexistenz entwickelnde Schulen, denen man anhängen kann oder auch nicht, solange sie seltsam unberührt voneinander das jeweils für wahr Gehaltene in eine systematische Form gießen.
Wer entwirft eine gute Theorie eigentlich und warum? Was zeichnet sie aus, wenn sie Erfolg haben will? Welchen Jargon pflegt sie? Gibt es bestimmte ästhetische Qualitäten, die ihren „Appeal“ bestimmen und den Grad der Zustimmung beeinflussen? Welche affektiven Momente (Ängste, Lüste) transportiert eine Theorie – unerkannt – mit? Welche Aversionen legt sie offen? Gelingt es mit diesen Fragen einen neuen Blick auf ihre spezifischen Durchsetzungsmechanismen zu gewinnen? Und helfen sie, gerade im Kontext einer Selbstbefragung der Geisteswissenschaften auf ihre Standards und reproduzierbaren Leistungen hin, das eigentümliche Profil geisteswissenschaftlicher Arbeit im Umgang mit eigenen und fremden Theorien zu schärfen?
Donnerstag, 18.00-20.00 Uhr - Beginn: 17.04.2008
Hörsaal des Instituts für Theaterwissenschaft - Grunewaldstr. 35 - 12165 Berlin-Steglitz
Programm
17.4. |
Joachim Küpper |
Einführung: Geisteswissenschaften und Theorie |
24.4. |
Gertrud Koch, Martin Saar |
Theorie im Affekt |
8.5. |
Johannes Angermüller Jochen Hörisch |
Theorie machen. Theorienpluralismus als Qual der Wahl oder Wahl der Qual? Welche Theorie passt zu mir? Der Geisteswissenschaftler in Zeiten der Theoriepluralität |
15.5. |
Lorenz Engell |
Theoretische Schönheit. Über Max Benses "Die Unwahrscheinlichkeit des Ästhetischen und die semiotische Konzeption der Kunst" |
22.5. |
Andreas Wolfsteiner |
Eine Lehre von den Wiederholungen im Lebens- und Weltgeschehen – Zur Prognostik zukünftigen Geschehens ausgehend von Paul Kammerers »Das Gesetz der Serie« (1919) |
29.5. |
Podium I |
Fröhliche Wissenschaft. Die verkannten Reize der Theorie und das unterschätzte Behagen im Umgang mit ihr. |
5.6. |
Gerd Gigerenzer Uwe Wirth
|
Intuition: Die Intelligenz des Unbewussten Schöner Dilettantismus, hässlicher Dilettantismus. Versuch einer nicht ganz dichten Beschreibung. |
12.6. |
Marianne Schuller |
Theorien und ihre Affektökonomie: Wieso Freud? Wieso Althusser zum Beispiel? |
19.6. |
Erika Fischer-Lichte Frederik Tygstrup |
Anything goes? Über Theorieeklektizismus Experience, Concepts and Cognition. On the Uses of Theory in Art Studies |
26.6. |
Melissa Ragona |
The Violence of Theory in Contemporary Art |
3.7. |
Podium II |
Theoretische Kunst? Praxen künstlerischer Theorieaneignung und ihre Rolle in Kunstdiskurs und Kunstmarkt. |
10.7. |
Helmut Pape |
Der Anfang aller Theorie. Logik der Entdeckung oder abduktive Semiotik der Intuition? |
17.7. |
Gert Mattenklott Caroline Torra-Mattenklott |
Die Schönheit von Umwegen Beispiele, Metaphern, Denkfiguren: Vom ästhetischen Reiz der Theorie |
Download des Programms sowie Informationen zu den Vortragenden als PDF.