Springe direkt zu Inhalt

28.06.24, „Welche Basiskompetenzen sollen in der Ethik-Lehre in MINT-Fächern vermittelt werden?“

Workshop zur Gründung eines Netzwerks deutschsprachiger Technischer Universitäten zu Fragen der Ethik-Lehre, Organisation und Leitung: PD Dr. Alexander Bagattini (Karlsruher Institut für Technologie, ARRTI) und Dr. Julia Dietrich (FU Berlin, Arbeitsbereich Didaktik der Philosophie und Ethik)

Immer mehr MINT-Fächer integrieren Ethik-Module in der Ausbildung in Lehre und Forschung. Dies hat mehrere Gründe: Aufgrund des hohen disruptiven Potentials vieler neuer Technologien und des damit verbundenen großen Einflusses auf die Gesellschaft steht das Thema sozialer Verantwortung auch hier im Fokus. Viele Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen legen zunehmend Wert auf für die Behandlung ethischer Themen relevante Kompetenzen der Absolventen und Absolventinnen. Bei Forschungsanträgen sind Regeln guter Wissenschaftlicher Praxis und oft darüber hinaus auch so genannte ELSI-Fragen zu ethischen, sozialen, legalen Implikationen zu berücksichtigen. Viele MINT-Fächer sind interdisziplinär und haben Schnittstellen zu Philosophie und Sozialwissenschaften. Darüber hinaus haben diverse Erschütterungen und Krisen wie der Cambridge Analytica Skandal oder die Reproduktionskrise gezeigt, dass die kritische Reflexion des eigenen Tuns auch auf individueller Ebene eine Rolle spielt.

 

Diesem Bedarf kommen viele Technische Universitäten mit entsprechenden Programmen entgegen, bei denen die Anbietenden mit diversen Herausforderungen konfrontiert sind: Diese sind zum einen struktureller Natur, etwa, weil komplexe Inhalte mit geringen Ressourcen (Zeit, Personal, etc.) vermittelt werden sollen. Zum anderen sind sie auch konzeptioneller Natur, wenn sich z. B. die Frage nach der Auswahl bzw. Reduktion von Inhalten stellt und damit auch die Frage danach, was eigentlich wesentlich für die Behandlung ethischer Fragen ist: Geht es hier um die Vermittlung von Theorien, Grundbegriffen, fallbasierten Inhalten, Kompetenzen oder auch Haltungen und Tugenden oder noch anderen Inhalten? Diese organisatorisch-strategischen und didaktischen Fragen sind nicht neu, wie man an Diskussionen innerhalb der schulischen und akademischen Philosophiedidaktik zu ethischen Basiskompetenzen bzw. einer „ethical literacy“ oder an den in vielen Medizinstudiengängen etablierten Ethikmodulen sieht, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

 

Wir verfolgen mit diesem explorativen Workshop längerfristig das Ziel der Vernetzung aller Interessierten, die mit Fragen der Vermittlung ethischer Basiskompetenzen befasst sind. In einem ersten Schritt soll allerdings der Fokus zunächst auf der Ethikvermittlung in MINT-Fächern liegen, die an den Technischen Universitäten etabliert oder entwickelt und im Rahmen einer Hochschuldidaktik Angewandter Ethik diskutiert wird. Das Ziel ist es, interessierte Personen in diesem Feld zu identifizieren. In einem zweiten Schritt wird dann ein Austausch mit denen angestrebt, die sich in anderen Kontexten (schulische Fachdidaktik, Medizinethik etc.) mit vergleichbaren Fragestellungen beschäftigen. Themen für den Workshop könnten u.a. etwa sein: Welche Lehrformate sind bereits in welcher Form etabliert? Nach welchen Kriterien können wir die Dringlichkeit ethischer Themen für MINT-Fächer bestimmen? Was will man bewirken: Veränderung oder bloßes Interessieren (und evtl. Weiterbildung)? Gibt es Themen, die bisher vielleicht übersehen wurden? Welche Methoden haben sich bewährt?

News vom 20.08.2024

9 / 33