Springe direkt zu Inhalt

Erinnerungen im Wandel: Neue Blickpunkte auf den Zweiten Weltkrieg in der Europäischen Prosa der Dritten Generation

Institution:

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie - Niederländische Philologie

Projektleitung:
Förderung:
Projektlaufzeit:
01.01.2012
Ansprechpartner/in:
Dr. Jan Lensen

Das Projekt untersucht, inwieweit sich die zeitgenössische europäische Literatur mit kanonisierten Kriesgerinnerungen kritisch auseinandersetzt. Insbesonders verfolgt es die Frage, auf welche Weise Autoren tradierte Kriegserfahrungen und darin verankerte kollektive Identitäten neu bewerten, dekonstruieren und umgestalten. Diese Fragestellung wird von der These getragen, dass die historische Distanz zum Krieg sowie die profunden politischen und ökonomischen Umwälzungen seit Ende des Kalten Krieges einen frischen, von früheren Wertungen freien Blick auf die Vergangenheit ermöglichen. Zur Verifizierung werden ausgewählte Erinnerungsnarrativen zum Zweiten Weltkrieg in der niederländischen, flämischen und deutschen Literatur untersucht. Der Fokus liegt dabei auf dem Nexus von poetologischen Strukturen und ethischen Ansätzen in der (De)Konstruktion kollektiver Definitionen von Selbst und Anderem (besonders von Opfern und Tätern). Der komparatistische Ansatz ermöglicht zudem die Untersuchung von Transferprozessen von Erinnerung sowohl über zeitliche als auch geopolitische Grenzen hinweg. Hier interessiert auch, ob ein transnationaler Trend in der zeitgenössischen europäischen Erinnerungsliteratur erkennbar ist. In diesem Sinne, strebt das Projekt die theoretische Erweiterung des Generationsbegriffes an – weg von einer strikten chronologischen Strukturierung, hin zur poetologischen und ethischen Erarbeitung. Aufgrund einer solchen Neudefinition ließen sich nicht nur genealogische Überlappungen in der zeitgenössischen Literatur erklären, sondern ließe sich auch die Rolle der Literatur in der Schaffung eines transnationalen, diskursiven Raumes erörtern, in welchem unterschiedliche Ansprüche an die europäische Kriegsvergangenheit und damit verbundene Erinnerungsarbeiten in den Dialog treten können, um eine Grundlage für eine gemeinsame Zukunft zu schaffen.

Memory in Transit: New Perspectives on World War II in Contemporary European Fiction (DFG - Eigene Stelle)

My project investigates how contemporary literature in Germany, the Netherlands and Flanders renegotiates established memory narratives of the Second World War. More specifically, it pursues the question to what extent and in what ways the current generation of writers attempts to reassess, deconstruct and bridge collective identities anchored in these narratives. This question is inspired by the hypothesis that the shared historical distance to World War II, along with the profound political and economic transformations across Europe since 1989, has prompted a fresh take on the past. In order to test its veracity and to answer the larger research question it entails, I aim to analyze selected (re)writings of memory narratives of World War II in German, Dutch and Flemish literature, focusing on the nexus of poetics and ethics in the (de)construction of collective notions of self and other (particularly, of victims and perpetrators). With its decidedly comparative angle, this study is furthermore interested in processes of memory transfer across geo-political and temporal (transgenerational) borders, asking whether we can identify a transnational trend in contemporary European literature on the war. If so, this would entail the reconceptualization of the category of “generation,” which has so far served to implement a strictly chronological structure in the body of post-war literature, in predominantly poetic and ethical terms. Besides being able to account for genealogical overlaps in contemporary writings on the war, such fresh theoretical account of ‘third-generation’ literature could also allow us to examine literature’s role in opening up a transnational, discursive space, in which different claims on the past can be brought together in the interest of working out a shared, post-traumatic European future.

neon - nederlands online
jdl_logo_web