#3: Karl Wolfgang Flender, Judith Schalansky und Anja Utler
Livestream: Literarisches Colloquium Berlin, www.lcb.de
Einführung und Moderation: Jutta Müller-Tamm und Simon Schleusener
Nach dem Fall der Berliner Mauer war lange die Auffassung dominant, dass wir in einer „breiten“ oder „endlosen“ Gegenwart leben und quasi ein „Ende der Geschichte“ erreicht sei. In dieser Zeitkonstellation, in der der Gestus des Triumphs bald einem allgemeinen Gefühl von Alternativlosigkeit wich, schien die Idee der Zukunft zunehmend an Bedeutung zu verlieren. Kritiker wie Mark Fisher diagnostizierten ein Schwinden des utopischen Impulses und eine allmähliche Aufkündigung der Zukunft („the slow cancellation of the future“). Die aktuellen Debatten um Ökologie, den Klimawandel und das Anthropozän laufen dieser Gegenwartsfixierung jedoch zuwider. So haben Protestbewegungen wie Fridays for Future mit dem Thema der Generationalität auch die Frage der Zukunft wieder ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Zugleich werden klassische Zeitvorstellungen durch die Aufmerksamkeit auf geologische und klimatische Transformationsprozesse oder das gegenwärtige Massenaussterben nachhaltig irritiert.
Die dritte Veranstaltung der Reihe „Stimmen der Kritik“ widmet sich den hier skizzierten Zeitverhältnissen und ihrer Relevanz für die Literatur. Eingeladen sind Karl Wolfgang Flender, Judith Schalansky und Anja Utler, die aus ihren Werken lesen und mit Simon Schleusener über Literatur, Zeitlichkeit und Ökologie diskutieren werden.