Workshop: Gender, Autorschaft und Kanonisierung. Der literarische ‚furto‘ als Mechanismus zur Überwindung gender-stereotypisierter Grenzen im Literaturkanon.
Die literaturwissenschaftliche Geschlechterforschung zeigt immer wieder gender-stereotypisierte Grenzen im Literaturkanon auf und reflektiert diese und die damit einhergehende Marginalisierung von Frauen und Frauenfiguren in der Literatur kritisch. Um diesem kulturgeschichtlichen Phänomen, der bis heute fortwährenden dominanten Präsenz männlicher Autoren im literarischen Feld, entgegenzuwirken, widmet sich der zweitägige Workshop aus einer gender-orientierten Perspektive dem literarischen ‚furto‘ als Mechanismus rezeptions- und produktionsästhetischer Aneignung in narrativen Texten von und über Frauen in den romanischen Literaturen. Im Fokus der Diskussionsbeiträge stehen italienische und hispanoamerikanische Autor*innen des 20. und 21. Jahrhunderts, deren literarische Autorschaft im Hinblick auf textbasierte Beziehungen zu anderen Autor*innen untersucht wird. Auf einer transnationalen Reise, die von den Literaturen Lateinamerikas nach Italien und zurück führt, widmet sich der erste Tag dem Thema des Femizids: Untersuchungsgegenstand sind exemplarische Texte von Roberto Bolaño und Laura Restrepo sowie Kurzgeschichten aus Italien, die ins Spanische übersetzt wurden und die die systematische Gewalt gegen Frauen auf vielschichtige Weise verhandeln. Der zweite Tag führt von den italienischen Futuristinnen, Flora Bonheur und Enif Robert, durch das 20. Jahrhundert mit Paola Masino, Anna Banti, Grazia Deledda und Goliarda Sapienza bis in die italienische Gegenwartsliteratur mit Barbara Alberti und Marisa Madieri und zeigt, wie verzweigt die schriftstellerische Produktion dieser herausragenden Autorinnen in der literarischen Tradition ist.
Zwei Fragestellungen sind für die Zielsetzung des Workshops von Bedeutung: Erstens inwiefern gender-basierte Grenzen eine Rekonstruktion des Panoramas der Literaturen von und über Frauen bis heute beschränken. Zweitens inwieweit das Konzept des literarischen ‚furto‘ zur Überwindung dieser Grenzerfahrungen funktionalisiert werden kann, um den geistigen Austausch künstlerischer Ideen in den romanischen Literaturen und die Eingebundenheit weiblicher Stimmen in den Literaturkanon herauszuarbeiten.
Idee/Moderation: Siria De Francesco, Alan Pérez Medrano, Thea Santangelo, Linda Schmidt, Elena von Ohlen (Freie Universität Berlin)
Teilnehmer*innen: Dr. Alberica Bazzoni (University of Warwick), Dr. Monica Biasiolo (Universität Augsburg), Dr. Beatrice Manetti (Università degli Studi di Torino), Dr. Oleksandra Rekut-Liberatore (Università degli Studi di Firenze), Ana Nenadović (Freie Universität Berlin, LAI)
In deutscher, italienischer und spanischer Sprache
Donnerstag, 23.01.2020 |
14:00 Uhr |
14:15 Uhr Alan Pérez Medrano, Elena von Ohlen (Freie Universität Berlin) Einführung |
14:30 Uhr Elena von Ohlen (Freie Universität Berlin) |
16:00 Uhr |
16:30 Uhr |
17:15 Uhr Abschlussdiskussion |
Freitag, 24.01.2020 |
09:00 Uhr |
09:15 Uhr Thea Santangelo (Freie Universität Berlin) |
10:45 Uhr Kaffeepause |
11:15 Uhr Beatrice Manetti (Università degli Studi di Torino) Il ‘ratto’ di Artemisia: il racconto di una vita esemplare |
12:45 Uhr Mittagspause |
14:30 Uhr Alberica Bazzoni (University of Warwick) Oleksandra Rekut-Liberatore (Università degli Studi di Firenze) |
16:00 Uhr Kaffeepause |
16:30 Uhr Linda Schmidt (Freie Universität Berlin) «Meglio cólti che còlti». Tradizione letteraria e genealogia femminile nella narrativa di Marisa Madieri |
17:15 Uhr |
In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin, unterstützt durch die leistungsorientierte Mittelvergabe ‚Frauenförderung und Gleichstellung‘
Textgrundlagen für die Diskussion können bei den Organisator*innen per E-Mail angefragt werden: Siria De Francesco, Alan Pérez Medrano, Thea Santangelo, Linda Schmidt, Elena von Ohlen.
Zeit & Ort
23.01.2020 - 24.01.2020
Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45
Donnerstag: Raum J 32/102
Freitag: Raum L 113 (Seminarzentrum)