Universitätsvorlesung "Bilder vom Mittelalter"
Wissenschaft und Forschung für die interessierte Öffentlichkeit
Dieses Wintersemester organisiert der Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften eine Universitätsvorlesung, die sich gleichzeitig auch im Rahmen des Projektes "Offener Hörsaal" an eine interessierte Öffentlichkeit in Berlin wendet.
Unter dem Motto "Zukunft braucht Herkunft" (Odo Marquardt) wurde
die Universitätsvorlesung "Bilder vom Mittelalter. Dialog mit
unserer Vergangenheit" von Prof. Dr. Volker Mertens (Ältere
deutsche Literatur und Sprache) und Carmen Stange M.A.
konzipiert.
Dabei führt der Weg von der Vergangenheit in die Zukunft
über die Gegenwart. Derzeit ist das Mittelalter als eine
unserer Herkunftszeiten besonders aktuell. Literatur, die
mittelalterliche Themen aufgreift oder vor mittelalterlicher
Kulisse spielt, und Musik, die nach dieser Zeit klingt, verkaufen
sich gut. Ritterspiele und Mittelaltermärkte sind
Besuchermagneten. Doch war das Mittelalter wirklich so? Oder ist
das alles nur Abbild unserer Zeit, des gegenwärtigen
Verständnisses von unserer Herkunft. Die beispielhafte
Beschäftigung mit den Mittelalterbildern vergangener Epochen
seit der "Erfindung des Mittelalters" im 18. Jahrhundert soll
Anstoß zur Auseinandersetzung mit den heutigen Konstrukten
geben. Zu diesem Zweck werden die verschiedensten
Rezeptionszeugnisse vorgestellt, das für sie Typische wird
präsentiert, das Charakteristische von Mittelalterbildern
verschiedener Zeiträume wird herausgearbeitet und die jeweils
bearbeiteten Gegenwartsprobleme werden analysiert.
Damit verbunden ist die kritische Auseinandersetzung mit der
bisherigen Forschung zur so genannten "Mittelalterrezeption", in
der die Qualität von Übernahmen und Aneignungen daran
gemessen wird, ob das Original adäquat umgesetzt wurde. Ein
neuer Zugang zu literarischen Texten, Werken der bildenden Kunst
und der Musik sowie zu Filmen wird erprobt, der die These der immer
wieder neuen "Erfindung des Mittelalters" (Cantor) uind das
literaturwissenschaftliche Konzept der Dialogizität verbindet:
Das Aufgreifen von "Mittelalterlichem" sagt einmal etwas über
die jeweilige Gegenwart, dann aber zeigt es das mittelalterliche
"Original" auch in neuem Licht. Die kritische Analyse des
Verhältnisses beider Werke zueinander schärft somit den
Blick für beide Positionen, die des Rezipierenden und des
Rezipierten.
Die Analyse renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
werden von Einblicken in das gegenwärtige Rezeptionsgeschehen
ergänzt, die u.a. Adolf Muschg und das Vokalensemble Alta
Musica bieten werden.
Weitere Informationen zu dieser Vorlesungsreihe mit den einzelnen Vorträgen im Terminkalender des Fachbereichs
Quelle: FU-Pressedienst